Russland
Seit 1928 war Stalin in Rußland der unumschränkte Diktator. Mit dem "Fünfjahresplan" wandelte er das Land von einem Agrarstaat in einen Industriestaat mittels eines rigoros erzwungenen Konsumverzichts der Bevölkerung um.
Die gleichzeitig mit Gewaltmethoden durchgeführte Kollektivierung der Landwirtschaft stieß auf erbitterten Widerstand der Landbevölkerung und bewirkte Desorganisation und Hungersnot. Die Stalinsche Verfassung von 1936 ist trotz ihrer demokratischen und föderativen Form der Ausdruck des konsolidierten autoritären Einparteienstaats. Stalins totalitäre Diktatur gipfelte in den "Säuberungen" 1936 - 1938, denen Tausende von Stalins Gegenern zum Opfer fielen.
Der Versuch der Stalin-Ära, das kommunistische Herrschaftssytem auf weitere Staaten auszudehnen (u.a. Berliner Blockade 1948/49, Koreakrieg 1950-1953), führte einerseits zu Zusammenschlüssen nichtkommunistischer Staaten (NATO 1949, SEATO 1954, CENTO 1955), andererseits zum Warschauer Pakt.
Nach Stalins Tod 1953 trat an seine Stelle zunächst eine kollektive Führung mit G. M. Malenkow - als potentieller Diktator gefürchtet - er wurde schon 1953 verhaftet und hingerichtet. Stalins Anhänger wurden als "Parteifeinde" von Chruschtschow abgesetzt. 1958 wurde er Regierungschef. Auf Chruschtschows Initiative wurden der Stalinsche Terror und Personenkult verurteilt, die größten Rechtsunsicherheiten beseitigt, die Wirtschaftsleitung dezentralisiert und ein gigantisches Neulandprogramm in Angriff genommen.
1964 wurde sein Nachfoger L. I. Breschnew. Unter seiner Führung wurde die Herrschaft der Parteibürokratie wieder gestrafft und Liberalisierungsmaßnahmen wurden wieder zurückgenommen.
1985 trat Gorbatschow an die Spitze der Partei. Es gelang ihm in kurzer Zeit, die Parteiführung weitgehend auszuwechseln. Unter den Schlagwörtern "glasnost" (Offenheit) und "perestroika" (Umgestaltung) proklamierte er eine Reformpolitik, die darauf abzielte, das politische und wirtschaftliche System effektiver zu gestalten und in gewissem Umfang zu demokratisieren. Allerdings wurde Gorbatschow ein Opfer der von ihm eingeleiteten Liberalisierung. Als die Sowjetunion nach den intensiven Verselbständigungsversuchen der meisten Sowjetrepubliken 1992 aufgelöst wurde, wurde auch sein Amt hinfällig.
Aus der früheren Sowjetunion ging die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) hervor, den zwölf der vormals fünfzehn Republiken angehören. Lediglich die drei baltischen Staaten haben kein Interesse an einer Teilnahme an diesem lockeren Staatenbund.
Der frühere Staats- und Parteichef Gorbatschow spielt heute keine Rolle mehr im politischen Leben Rußlands. Der jetzige Präsident Rußlands ist Boris Jelzin.
|
Stand: 2002-07-16 Bearbeiter: Kerstin Knausenberger / Nardane Burgaz, Paul Glass 1997-07-24 Grafik: "Unsere Erde" von Rudas und Karig(Verlag Markt & Technik) Datei: russland/Russlan2.htm |