Beginn und Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen
Der "Leuchtende Pfad" trat 1980 erstmals mit Sabotageakten in Erscheinung.
1970 stieß die maoistische Gruppierung, die unter dem Namen Sendero Luminoso ("Leuchtender Pfad") bekannt wurde, auf das Departement Ayacucho.
Das Departement gehörte zu den ärmsten Landstrichen von Peru. Die hohe Lage und die Unwegsamkeit haben zur Folge, daß nur ungefähr 4% der Fläche landwirtschaftlich genutzt werden können. Ayacucho hat mit Landknappheit, fehlenden Verkehrsverbindungen, fehlenden Schulen und Ärzten zu kämpfen. Die Agrarreform 1969 half bei diesen Problemen nicht, da die weiße Oberschicht nie bereit war, ihre Privilegien mit Indios und Mestizen zu teilen. Parteien und Bauernverbände konnten hier nicht Fuß fassen.
Die Bewegung "Leuchtender Pfad" bestand damals hauptsächlich aus Studenten der Universität von Ayacucho. Durch praktische Arbeit in der Region verschaffte sich die Organisation, die sich selbst PCP (Partido Comunista del Peru, Kommunistische Partei Perus) nennt, einen Zulauf von Mitgliedern und die stillschweigende Duldung und Unterstützung in breiten Kreisen der Bevölkerung.
1980 trat dann Sendero Luminoso erstmals mit bewaffneten Aktionen in Erscheinung.
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Sie setzt sich ein für die Verwirklichung einer parlamentarischen Demokratie und bekämpft den Terrorismus mit staatlichem Gegenterror.
Ihr Ziel ist eineVerbesserung der Lebensbedingungen im Departement Ayacucho. Parlamentarische Demokratie ist für sie nur eine Fortsetzung der Militärdiktatur mit anderen Mitteln; Sendero Luminoso versucht, mit Hilfe des bewaffneten Kampfes das System zu "entlarven", zu destabilisieren und schließlich zu besiegen.
Mit dieser linksgerichteten, kubatreuen Bewegung ist seit September 1984 in Lima eine weitere Gruppe aktiv. Sie fordert den politischen Ausgleich und die Partizipation der unterprivilegierten Bevölkerungsmehrheiten. Ihre Ziele sind die Nationalisierung ausländischer Industriebetriebe und Firmen, Lohnerhöhungen, Subventionen für Nahrungsmittel sowie die Freilassung aller politischen Gefangenen.
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Seit 1970 | politische Agitation in den Dörfern von Seiten des Sendero Luminoso |
1980-05-18 | Präsidentschafts- und Kongreßwahlen; Ende der linksnationalistischen Militärherrschaft und Beginn einer Demokratisierung. |
Mai 1980 | Sendero Luminoso tritt mit bewaffneten Aktionen in Erscheinung. |
Bis Dezember 1991 | Sendero Luminoso startete etwa 300 Aktionen (Bombenanschläge, Morde und Attentate); zudem Dorfbesetzungen, Zerstörung der Infrastruktureinrichtungen und öffentliche Exekutionen linksorientierter Politiker |
1981-10-11 | Guerillas erobern die Polizeistation in Tambo |
Ende 1981 | Stationierung von Militär und Verhängung des Notstandsrechts über das Departement |
1982-03-02 | Sendero Luminoso besetzt für einige Stunden die Regionalhauptstadt Ayacucho |
1982-05-30 | Die Regierung erklärt den landesweiten Ausnahmezustand |
Anfang 1983 | Sicherheitskräfte beginnen systematisch Widersprüche zwischen Landbevölkerung und Sendero aufzureißen und zu vertiefen. |
Ab 1983 | Sendero-Kommandos gingen dazu über, abgelegene Dörfer militärisch einzunehmen und zu "befreiten" Gebieten zu erklären. Militär und Polizei "ahndeten" vermutete Unterstützung der Guerillas mit brutalen Überfällen. |
Seit 1984 | Der Zugriff der Sendero Luminoso und der Tupac Amaru auf einige Koka-Anbaugebiete wird immer fester. So hat Sendero Luminoso im Huallaga-Tal die Drogenmafia entmachtet und die wirtschaftliche, politische und militärische Kontrolle in diesem Gebiet übernommmen. |
1985 | Während die Lebensbedingungen für die ländliche Bevölkerung immer schlechter wurden, dehnt die Organisation ihre Aktivitäten auf die Hauptstadt aus. Es werden Anschläge auf die Stromversorgung verübt, und die Anzahl der Überfälle auf Banken und Polizeiposten nahm zu. Hierbei wurden vor allem Geld und Waffen erbeutet. |
1986-06-18 | Meuterei im Lurigancho-Gefängnis von Lima, der
Frauenstrafanstalt sowie der Gefängnisinsel El Frontón in Callao. Die
370 vermeintlichen Sendero-Anhänger versuchten damit ihre Verlegung in
das neue Mustergefängnis von Canto Grande zu verhindern, da sie durch
die bisherige Unterbringung in großen, hallenartigen "Pavillons" sich
selber verpflegen und politische Schulungskurse abhalten konnten. Die Meuterei wurde mit Waffengewalt niedergeschlagen, in den Männergefängnissen überlebte nur eine einzige Geisel das Blutbad. Insgesamt kamen 249 Gefangene ums Leben; 124 wurden erschossen, nachdem sie sich bereits ergeben hatten. (!) |
Juni 1990 | Wahl des liberalen Alberto Kenya Fujimori zum Staatspräsidenten |
1992 | Verhaftung der Rebellenführer der Tupac Amaru und des Leuchtenden Pfades, Victor Polay Campos und Abimael Guzman. Sie werden am 10. August 1995 vor einem Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. |
1992 | Die peruanische Regierung macht den Guerillos ein Amnestieangebot und setzt ihnen eine "Reuefrist" bis Ende 1994, in der sie freiwillig ihre Waffen abgeben sollten. |
November 1994 | Über 6400 Rebellen lieferten ihre Waffen ab |
Dezember 1994 | Die übrigen 700 Untergrundkämpfer der Tupac Amaru und
des Leuchtenden Pfades schließen sich zusammen und formieren sich neu. Die neuformierte Organisation entführt Indianer und zeigt so, daß sie den Kampf fortsetzen wollen. |
Anfang 1995 | Nicht eingelöste Zusagen der Regierung gegenüber den Bauernmilizen führen zu einer allgemeinen Unzufriedenheit der Landbevölkerung und zu Kämpfen. |
1996-12-17 | Geiselnahme in der japanischen Botschaft in Lima. 23
Tupac Amaru Rebellen besetzten während eines Empfangs zu Ehren des
Geburtstages des japanischen Kaisers Akihito die japanische Botschaft
und nahmen mehr als 400 Gäste - Diplomaten, Geschäftsleute und lokale
wie ausländische Honoratioren - gefangen. Am selben Tag sind noch 200
Personen, vor allem Frauen, freigelassen worden. Die Geiselnehmer
verlangten die sofortige Freilassung aller 400 inhaftierten Tupac
Amaru-Mitglieder. Um ihren "guten Willen" zu zeigen, lassen die
Terroristen Rot-Kreuz-Helfer in das Gebäude und erlauben Briefkontakte
mit Angehörigen. Zudem werden immer wieder einige Geiseln freigelassen. So gab es am 4. Januar noch 74 Geiseln, die anderen wurden bereits wieder freigelassen, so z.B. auch der deutsche Botschafter Wöckel in Peru. Gleichzeitig fordern die Guerillas nicht mehr direkt die Freilassung aller inhaftierten Gesinnungsgenossen, sondern die Verbesserung ihrer Haftbedingungen. Die Geiselnahme dauert bei Redaktionsschluß (1997-03-13) noch an. |
Januar 1995 | Ausbruch eines militärischen Konfliktes mit Ecuador um ein gold- und erdölreiches Grenzgebiet. |
Februar 1995 | Friedensabkommen mit Ecuador; Einrichtung einer entmilitarisierten Zone |
August 1995 | Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Ecuador und Peru. |
September 1995 | Öffnung der gemeinsamen Grenze zum gegenseitigen Warenaustausch |
Februar 1996 | Erstmaliges Treffen der Militärchefs beider Länder |
Beginn und Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen
Der Konflikt wirkte sich national aus.
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Während Fujimoris erster Amtsperiode gelang es, die wichtigsten Anführer der Revolutionären Bewegung Tupac Amaru und des "Leuchtenden Pfades" hinter Gitter zu bringen. Die wenigen Kader von Terroristen seien, so Fujimori, nicht mehr gefährlich. Jedoch ging der blutige Kleinkrieg zwischen der Guerillas und Spezialeinheiten der peruanischen Armee in den Huallaga-Hochtälern der Anden weiter.
Zudem brachte Fujimoris Sparpolitik in den ärmsten Regionen keine Verbesserung der Lebensbedingungen.
Auch heute gibt es schätzungsweise noch 700 Kämpfer der Terrorgruppe Leuchtender Pfad (der ehemals 8000) und der Revolutionären Bewegung Tupac Amaru. Die Geiselnahme im Dezember 1996 zeigte deutlich die Entschlossenheit der Terroristen, die peruanische Regierung in die Knie zu zwingen. Der blutige Ausgang des Geiseldramas mit der regelrechten Hinrichtung der Terroristen, die sich bereits ergeben hatten, einige Monate später zeigte aber auch, daß die Staatsführung Perus an einer friedlichen Lösung des Konflikts nicht interessiert ist.
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Eleonore von Oertzen: Peru. Beck`sche Reihe; München 1988
Deutsche Presse Agentur: Wird Peru wieder vom Terror gepackt?; Hohenloher Tagblatt Nr.294, 19. Dezember 1996
Deutsche Presse Agentur: Hohenloher Tagblatt Nr.294 bis Nr. 3, 19. Dezember 1996 bis 4. Januar 1997.
Harenberg: Lexikon der Gegenwart Aktuell `92 und `97. Dortmund
Fischer: Weltalmanach `94, `95 und `96.
Klemens Ludwig: Bedrohte Völker. Beck´sche Reihe; München 1994
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Stand: 2005-06-03/19-06-16 Aktueller Bearbeiter: J.G. Urautoren: Regina Bauer, Paul Glass Frühere Bearbeiter: Silke Schmidt, Jürgen Gierich 1997-07-25, Yvonne Rieger (2005-06-02) Grafik: "Unsere Erde" (Rudas & Karig, Verlag Markt & Technik) |