Georgien

Geschichtlicher Zusammenhang

Die Rote Armee fiel entgegen einem Versprechen im Februar 1921 in Georgien ein und beendete die Unabhängigkeit, weil die Sowjets sagten, in Georgien sei eine innergeorgische bolschewistische Revolution, obwohl die einheimischen Bolschewiki nur geringen Einfluss auf die Republik hatten.

Im August 1924 gab es einen Aufstand gegen die bolschewistische Herrschaft, die Folgen waren 4000 Tote.

1936: Georgien wurde Teil der Sowjetunion. Ossetien, Abchasien und Adscharien erhielten einen Sonderstatus. Die Zwangskollektivierung und Industrialisierung unter Stalin traf Georgien tief. In einem Vierteljahrhundert (von 1928-1953) wurde Georgien tiefgreifender transformiert als in irgendeinem Abschnitt der 3000-jährigen Geschichte. 80% bäuerliches Land wurde in dieser Zeit in überwiegend urbane, industrielle Gesellschaft verwandelt.

Stalin und Berjia wurden durch Mshawanadse abgelöst.
Seine 19-jährige Amtszeit war von der Schattenwirtschaft (enorme private Vermögen, Stagnation der offiziellen ökonomischen Kennziffern der Republik) geprägt.

1972 kam Schewardnadse an die Macht und unternahm eine Säuberung des Partei- und Verwaltungsapparates.

In der Reformperiode unter Gorbatschow und dem sowjetischen Außenminister Schewardnadse bildete sich in Georgien eine resolute Bewegung für die staatliche Unabhängigkeit, dabei zersplitterten die politischen Kräfte, und es entstand eine Rivalität zwischen den Gruppierungen. Das gespannte innenpolitische Klima wurde durch Nationalitätenprobleme angeheizt, alle denkbaren Konflikttypen überlagerten sich in dieser Republik.
Trotz der Zersplitterung wurden die politischen Kräfte in ihrem Unabhängigkeitsbestreben durch die Unterdrückung einer friedlichen Demonstration durch die Sowjets (mit 20 Toten und 3000 Verletzten) vereint.

Bei den ersten freien Parlamentswahlen bekam der "Runde Tisch: Freies Georgien " mit 54% die Stimmenmehrheit unter dem Führer Gamsuchardia.
In den folgenden Monaten unterdrückte Gamsuchardia die Opposition und schränkte die neugewonnene Pressefreiheit ein und behandelte jede Kritik an seinem Regierungsstil als Majestätsbeleidigung und Vaterlandsverrat.
Durch Gesetzesänderungen erweiterte er seine Machtbefugnisse. Repressiv und konfliktverschärfend war sein Kurs gegenüber ethnischen Minderheiten.
Er rüttelte an der Autonomie der Abscharen und der Osseten und trug dazu bei, dass die Minderheiten in den Unabhängigkeitsprozess nicht mit einbezogen wurden. Schließlich trieb er Teile der Regierung in die Opposition (Premierminister Tengis Sigua trat zurück, Außenminister Koshtaria wurde entlassen).
Diese verbündeten sich mit der Opposition (Tengis Kitowani) und stürzten Gamsuchardias Regierung am 2. Januar 1992. Unter der Führung von Tengis Kitowani wurde ein Militärrat eingesetzt.

Gamsuchardia floh nach Armenien und verbündete sich mit dem Führer und plante den "Marsch auf Tbilissi".
Die Anhänger Gamsuchardias behaupteten einige ihrer militärischen Positionen und hielten den Konflikt in Südossetien am Leben, indem sie die Verhandlungen zwischen Osseten und der neuen Regierung stören. Es entstanden bürgerkriegsähnliche Zustände, in der die Wirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung daniederlag.

Schewardnadse bot sich als Vermittler für die "nationale Versöhnung" an und trat am 10. März 1992 an die Spitze des Staatsrates. Er eröffnete Georgien den Weg aus der Isolation, doch bald wurde offensichtlich, dass auch er keine effektive politische und militärische Kontrolle über das in verschiedene Kräfte zersplitterte Land hatte.

Überblick

Die interethnischen Spannungen der Republik haben historische, territoriale und demographische Hintergründe. Die Georgier stellen nur knapp 70% der Gesamtbevölkerung. Das Staatsterritorium besteht zu 22% aus Gebietskörperschaften mit Titularnationen nichtgeorgischer Nationalität oder anderer religiöser Zuordnung.
Dies bestärkte das Bestreben nach einem ethnisch homogeneren Nationalstaat.
Ein Argument ist, dass die autonomisierten Minderheitengebiete Schöpfungen der stalinistischen Nationalitätenpolitik seien. Offensichtlich ist, dass die Georgier ihre Aufgeklärtheit und Weltoffenheit verloren haben und den ethnizentrischen Charakter angenommen haben.

Quellen

Haller Tagblatt, 2008-08-12



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Stand: 2009-03-24
Letzter Bearbeiter: J. Gierich
Autorin: Heike Dürr
Datei: georgien/georgien-hist.htm