24. März |
20:00 Uhr: Beginn der Luftangriffe der NATO auf militärische Ziele im
Kosovo und in der Nähe von Belgrad. Im Sicherheitsrat lösten die Luftangriffe einen
heftigen Schlagabtausch zwischen Russland und den USA aus. |
27. März
|
Da Milosevic weiterhin keine Anstalten zum Einlenken machte, wurden die
Luftangriffe auf jugoslawische Bodentruppen im Kosovo fortgesetzt. In den Folgetagen
begann in Kosovo eine "Säuberungsaktion", die Vermutungen zufolge schon
längere Zeit vorher geplant worden war: Die Kosovo-Albaner wurden vom serbischen Militär
aus ihren Häusern vertrieben und flüchteten nach Albanien und Mazedonien. |
30. März |
Eine Vermittlungsmission des russischen Ministerpräsidenten Jewgeni Primakow
scheiterte. |
31. März |
Drei amerikanische Soldaten gerieten an der mazedonischen Grenze in serbische
Kriegsgefangenschaft und wurden im Fernsehen "vorgeführt". |
1. April |
Verschiedene Nachrichtenagenturen meldeten, der jugoslawische Präsident Milsevic habe
sich mit dem Führer der Kosovo-Albaner, Rugova, getroffen. Rugovas Albanerpartei LDK
sprach von einer "Inszenierung", die unter Druck zustande gekommen war. |
3. April |
Zehntausende Flüchtlinge saßen im Grenzgebiet zwischen Mazedonien und Jugoslawien
fest. Mazedonien kündigte an, keine weiteren Flüchtlinge ins Land zu lassen. |
6. April |
Milosevic kündigte für die orthodoxen Ostertage einen Waffenstillstand im
Kosovo an, ohne allerdings anzudeuten, dass er die weiteren NATO-Forderungen erfüllen
werde. Daher wurden die NATO-Angriffe unvermindert fortgesetzt. Zeitgleich fanden weiter
große Flüchtlingsbewegungen statt. Aus dem Kosovo sickerten Informationen über
schreckliche Greueltaten und Vertreibungen der Albaner durch. |
12. April |
Auf einem Treffen in Brüssel bemühten sich die Außenminister der NATO um eine
stärkere Einbindung Russlands zur Bewältigung der Krise. |
13. April |
Die US-Außenministerin Madleine Albright kam in Oslo mit ihrem russischem Kollegen
Igor Iwanow zusammen. |
15. April |
Der Krieg weitete sich aus: Serbische Truppen überfielen einen Grenzposten Albaniens.
Mehrere hundert Albaner mussten fliehen. Daneben bemühte sich die NATO nun wieder unter
Einbeziehung Russlands um eine politische Lösung. |
17. April |
Bei der Sondersitzung des deutschen Bundestags zum Kosovo bekundeten alle
Regierungfraktionen außer der PDS ihre Unterstützung für das Vorgehen der NATO. |
22. April |
UN-Generalsekretär Annan sagte seine diplomatische Hilfe zu. Seine Vorschläge
zur Friedensschaffung lehnte Jugoslawien aber ab. |
26. April |
Bei den NATO-Angriffen wurde die Residenz des Präsidenten Milosevic getroffen,
außerdem auch ein staatlicher Fernsehsender. |
1. Mai |
Der jugoslawische Vize-Regierungschef Vuk Draskovic forderte Milosevic auf, das Volk
nicht länger zu belügen. Zwei Tage später wurde er aus seinem Amt entlassen. |
1. Mai |
Bei den traditionellen 1.-Mai-Demonstrationen gehen zehntausende Menschen auf die
Straßen um gegen den Krieg zu demonstrieren. |
6. Mai |
Die drei amerikanischen Soldaten wurden aus der jugoslawischen Gefangenschaft
freigelassen. Sie verließen Jugoslawien in Begleitung des amerikanischen Bürgerrechtlers
Jasse Jackson. |
8. Mai |
Vertreter der G-8-Staaten trafen sich in Bonn und erklärten, dass eine interne
"Sicherheitspräsenz" im Kosovo angestrebt werde. |
12. Mai |
Bei heftigen Angriffen auf Belgrad wurde auch die chinesische Botschaft getroffen,
wobei vier Menschen ums Leben kamen. Darauf folgten in vielen chinesischen Städten
Demonstrationen gegen den NATO-Angriff auf ihre Botschaft. |
13. Mai |
Bundeskanzler Schröder entschuldigte sich bei seinem Besuch in Peking für den
irrtümlichen NATO-Angriff auf die chinesische Botschaft. |
14. Mai |
Bündnis 90/Die Grünen berieten auf einem Sonderparteitag über ihre Haltung
zum Kosovo-Konflikt. Nach hitziger Debatte stellten sich die Delegierten im wesentlichen
hinter die Kosovo-Politik von Bundesaußenminister Fischer. |
17. Mai |
Bei einem NATO-Luftangriff auf das Dorf Korisa im Kosovo sind nach serbischen Angaben
mindestens 84 Zivilisten ums Leben gekommen. Am Tag darauf räumte die NATO den Angriff
ein und äußerte den Verdacht, die Flüchtlinge seien als menschliche Schutzschilde
missbraucht worden. |
18. Mai |
In Helsinki hat Bundeskanzler Schröder internationale Beratungen über
eine politische Lösung der Krise aufgenommen. Der finnische Präsident Ahtisaari traft
sich auch mit dem russischen Sondergesandten Tschernomyrdin und dem amerikanischen
Vize-Außenminister Talbott. |
19. Mai |
Die Suche nach einer politischen Lösung ging weiter: in Bonn treffen sich dazu
G-8-Vertreter - aber ohne Fortschritt. Immer wieder wurde die Frage nach einem Einsatz von
Bodentruppen, den die deutsche Regierung nach wie vor ablehnte, diskutiert. |
20. Mai |
Nach erneuten Verhandlungen des russischen Sonderbeauftragte Tschernomyrdin mit
Milosevic in Belgrad akzeptierte dieser offenbar den Friedensplan der G-8-Staaten als
Grundlage für die Verhandlungen um eine Beilegung des Kosovo-Krise. Ziel des
Friedensplans war ein "friedliches multi-ethisches und demokratisches Kosovo".
Die NATO stellte die Beendigung der Luftangriffe in Aussicht:
- wenn die Gewalt beendet ist,
- sämtliche Truppen abgezogen sind,
- Milosevic einer internationalen Friedenstruppe zustimmt,
- die Rückkehr der Flüchtlinge garantiert ist,
- die Regierung zu Verhandlungen über den Status des Kosovo bereit ist. |
24. Mai |
Die NATO plante aber keinen Angriffsstopp, solange die fünf Bedingungen von Belgrad
nicht angenommen wurden. Im Gegenteil: nach schweren Luftangriffen auf Kraftwerke gab es
in vielen Teilen Serbiens Stromausfall. |
27. Mai |
Milosevic und vier serbische Politiker wurden vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den
Haag für ihre Kriegsverbrechen im Kosovo angeklagt. |
28. Mai |
Auf die russische Vermittlungsergebnisse, wonach Jugoslawien die G-8-Forderungen
akzeptiert, reagierte der Westen mit großer Zurückhaltung und Vorsicht. Die
UN-Flüchltlingskommisarin äußerte sich dazu positiv. |
31. Mai |
Die jugoslawische Führung bekräftigte ihre Zustimmung zum G-8-Friedensplan. |
3. Juni |
Der jugoslawische Präsident Milosevic akzeptierte den Friedensplan, dem auch die
Untergrundarmee UCK zustimmt. |
5. Juni |
Nach dem Einlenken Belgrads begannen im mazedonischen Grenzort Blace die Gespräche
zwischen Vertretern der NATO und der jugolawischen Armee. Es wurden die genauen
Modalitäten des Abzugs der jugoslawischen Armee besprochen. Am folgenden Tag wurde der
Rückzugsplan Jugoslawien zur Unterschrift vorgelegt. Währenddessen dauerten die
Luftangriffe an und sollten so lange forgeführt werden, bis ein Rückzug der
jugoslawischen Armee deutlich sichtbar ist. |
10. Juni |
Die NATO beendete offiziell ihre Luftangriffe gegen Jugoslawien. Dies und der
Beschluss des Weltsicherheitsrates für die Schaffung einer Kosovo-Friedenstruppe lösten
eine weltweite Erleichterung aus. |
Schon vor Beginn der Luftangriffe wurde eine unbekannte Zahl von Kosovo-Albanernern
vertrieben. Seit den ersten Bombardierungen sind nach Angaben des
UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR 782.300 Menschen geflüchtet, etwa 444.000 nach Albanien,
247.000 nach Mazedonien und ca. 69.600 nach Montenegro. Einige zehntausend wurden
ausgeflogen, von ihnen rund 13.650 nach Deutschland. Flüchtlinge berichteten immer wieder
von Greueltaten wie Mord, Vergewaltigungen und Folterungen.
Nach NATO-Angaben wurden 4.000 jugoslawische Soldaten und Sonderpolizisten getötet,
rund 6.000 verletzt, zu zivilen Opfern gab es keine Angaben. Jugoslawische Behörden
sprachen von rund 1.500 Toten und 5.000 Verletzten. Die Kfor-Soldaten fanden jedoch immer
wieder neue Massengräber, wodurch sich die Zahl der zivilen Opfer noch ständig erhöhte.
Für Zivilisten besteht aber noch immer höchste Lebensgefahr, denn im Kosovo gibt es ca.
616, von etwa 14 000 Sprengsätzen von Steuerbomben (Cluster-Bomben), verseuchte Gebiete.
Diese Minen gefährden die zurückkehrenden Flüchtlinge, auf ihren Äckern arbeitende
Bauern und sorglos spielende Kinder. Allein bis Mitte Oktober 1999 verstümmelten diese
Minen 239 Menschen und kosteten gar 40 Menschen das Leben. Dieser Krieg forderte aber auch
auf internatinaler Ebene Tote, so drei Chinesen, die bei der "irrtümlichen"
Bombardierung ihrer Botschaft von der NATO ums Leben getötet wurden. Es verunglückten
auch zwei amerikanische Piloten und ein deutscher Soldat tödlich.
Die NATO hat rund 1.000 Flugzeuge eingesetzt und 36.000 Angriffe geflogen. Schätzungen
der Münchener Universität der Bundeswehr zufolge kostete ein Tag zwischen 110 und 130
Millionen Mark, die Gesamtkosten werden auf 43 Milliarden Mark geschätzt. Die Kosten für
die Bundeswehr belaufen sich bisher auf 400 Millionen Mark, der Einsatz deutscher Soldaten
innerhalb der Friedenstruppe dürfte jährlich eine Milliarde Mark erfordern.